Im Rahmen des MORO-Modellprojektes „Dialogprozess zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes im deutsch-polnischen Grenzgebiet“ fand am 30. September 2025 im Sitz der Regionalen Wasserwirtschaftsverwaltung in Stettin (RZGW w Szczecinie) der zweite bilaterale Wissens- und Erfahrungsaustausch statt. Dieses Mal drehte sich alles um die Themen „Hochwasser, Trockenheit, Anpassung an den Klimawandel: Vor welchen Herausforderungen steht die wasserbezogene Raumplanung in Deutschland und Polen?“.
Dazu versammelten sich 25 Expertinnen und Experten beider Länder aus den Bereichen Raumplanung, Wasserwirtschaft, kommunale Verwaltung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz für einen intensiven Austausch.
In vier Arbeitsgruppen erörterten die Fachleute Handlungsbedarfe und Herausforderungen für einen verbesserten Wasserrückhalt in der Landschaft aus den verschiedenen Perspektiven der Land- und Forstwirtschaft, des Gewässerschutzes und der Siedlungsentwicklung. In jeder Arbeitsgruppe wurden zum Einstieg konkrete Beispiele aus beiden Ländern vorgestellt (vgl. Programm), aus denen sich angeregte Diskussionen entfachten. Neben den Herausforderungen wurde auch ein gemeinsamer Blick auf die sowohl bei den Fachbehörden als auch in der Raumordnung zur Verfügung stehenden oder auch fehlenden Instrumente für eine effektive Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts geworfen.
Es wurde deutlich, dass beide Länder sich in vielen Belangen ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen. Landwirtschaftliche wie auch forstwirtschaftliche Flächen beiderseits der Oder sind heutzutage großteils von intensiven Entwässerungsmaßnahmen geprägt – in Form von unterirdischen Drainagen, oberirdischen Entwässerungsgräben, begradigten Flüssen und entkoppelten Auengebieten. Die Landschaften wurden über Jahrhunderte auf den schnellstmöglichen Abtransport des Wassers getrimmt. So haben sie ihre natürlichen Fähigkeiten, Wasser zurückzuhalten, den Abfluss zu entschleunigen und Wasser zu speichern, maßgeblich eingebüßt. Das wirkt sich wiederum auf die Grundwasserneubildung und die – zumeist mit dem Grundwasser verbundenen – Oberflächengewässer beider Regionen aus. Steigende Temperaturen und damit einhergehende höhere Verdunstungsraten verschärfen die Situation. Kleinere Fließ- wie Standgewässer sind besonders betroffen: Sie verlieren zunehmend an Fläche oder verschwinden sogar ganz. Siedlungsgebiete werden immer häufiger von Überschwemmungen als Ergebnis von Starkniederschlagsereignissen getroffen. Hier sehen sich beide Länder ebenfalls ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Es gilt einerseits, innerstädtische Gebiete, wo möglich und sinnvoll, wieder zu entsiegeln; andererseits den – insbesondere auf polnischer Seite – zunehmenden Siedlungsdruck aus noch unbebauten Senkenbereichen fernzuhalten. Beides zielt darauf ab, Überschwemmungsrisiken zu reduzieren.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass ein zentraler Dreh- und Angelpunkt für einen verbesserten Wasserrückhalt in der Art und Weise der Nutzung relevanter Flächen liegt und somit auch Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle spielen.
Neben bereits existierenden Instrumenten der Fach- und Raumplanung sowie Fördermöglichkeiten kristallisierten sich v.a. vier Punkte heraus, die zur langfristigen Verbesserung des Landschaftswasserhaushalts beiderseits der Oder als nötig erachtet werden:
- Wasserressourcen sind endlich. Dieses Verständnis unter allen Wassernutzern einer Region zu verankern, muss Teil der Lösung werden, um Kompromissbereitschaft bei künftigen Verteilungsfragen zu fördern.
- Ermittlung und Verteilung verfügbarer Wasserressourcen einer Region müssen ganzheitlich auf Basis von Wassereinzugsgebieten erfolgen – und dürfen nicht an kommunalen Verwaltungsgrenzen enden.
- Wasserrückhalt muss sich lohnen – um Landspekulationen etwas entgegenzusetzen, ohne ihnen gleichzeitig Vorschub zu leisten.
- Wasserrückhalt dient der Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Maßnahmen zu seiner Förderung sind im Falle von Flächennutzungskonkurrenzen ggf. Vorrang einzuräumen.
Welche Rolle die Raumordnung hierbei spielen kann und sollte, bleibt Gegenstand weiterer Erörterungen – sowohl im Rahmen dieses MORO-Projektes als auch darüber hinaus durch weitere Dialoge und Zusammenarbeit zwischen Fachbehörden und Raumordnung auf beiden Seiten der Oder.
Der Workshop war der zweite einer Serie in deutsch-polnischer Konstellation, die im Januar 2026 mit dem dritten Themenschwerpunkt „Kooperationsstrukturen und Umsetzungsmaßnahmen“ abgerundet wird.
Text: Theresa Schiller, Regionale Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim – Regionale Planungsstelle
Foto: Christian Gering, INFRASTRUKTUR & UMWELT Prof. Böhm und Partner
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